Heute wartet wieder ein spannendes Interview aus der Welt der Kreativen auf euch. Barbara Dziadosz ist freiberufliche Illustratorin und baut nebenbei ihr eigenes Papeterie-Label mit wunderbar gestalteten Büchern, Kalendern, Drucken und vielem mehr auf. Im Interview erzählt die Mama einer 3-jährigen Tochter von ihrem Weg zur Illustration, wie sie Arbeit und Familie unter einen Hut bekommt, wie und wo sie neue Kunden findet und gibt wertvolle Tipps für angehende Selbstständige. Viel Spaß beim Lesen!
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Liebe Barbara, vielen Dank, dass ich dir heute ein paar Fragen zu deiner inspirierenden Arbeit stellen darf. Stell dich doch bitte erstmal kurz vor: Wer bist du, wo und wie lebst du und was machst du beruflich?
Vielen Dank für die Einladung zum Interview, liebe Julia. Mein Name ist Barbara und ich bin freischaffende Illustratorin aus Hamburg. Hier arbeite und lebe ich gemeinsam mit meiner 3 jährigen Tochter und meinem Mann Felix. Ursprünglich komme ich aus einem kleinen Kaff im Norden Polens. Mit zwei Jahren sind meine Eltern mit meinem Bruder und mir nach Hamburg gezogen, wo ich seitdem lebe. Nach dem Abi habe ich an der HAW Hamburg Illustration studiert und arbeite seit einigen Jahren als freiberufliche Illustratorin im Bereich Editorial und Commercial. Zudem haben mein Mann (der eigentlich Industriedesigner ist) und ich letztes Jahr ein Papeterie-Label namens jungwiealt (unser Familienname ist Jung ;) gegründet. Ich habe immer wieder Anfragen bezüglich Prints, Postkarten usw mit meinen Motiven erhalten, weshalb wir uns entschlossen haben ein eigenes Label zu gründen.
Wie bist du zur Illustration gekommen?
Wie jedes Kind habe ich schon immer gerne gemalt, mir Geschichten überlegt und diese gesammelt. Während der Schulzeit habe ich unglaublich gerne am Kunstunterricht teilgenommen und nach dem Abitur mich ein wenig blauäugig für ein Studium an der HAW beworben, ohne richtig zu Wissen was Illustration ist und was den Beruf ausmacht. Dies habe ich erst während des Studiums nach und nach erfahren und mein Glück auf dem doch recht umkämpften Freelancer Markt versucht. Im Nachhinein würde ich sagen, dass es eine bewusste Entscheidung war, Illustration zu studieren, jedoch war mir die Tragweite meiner Entscheidung damals noch nicht ganz bewusst.
Hat deine Familie dich auf deinem kreativen Weg unterstützt oder gab es Bedenken (wenn ja: wie bist du damit umgegangen)?
Meine Familie hat meine Entscheidung total unterstützt, auch wenn sie nicht wussten was ich da studiere. Meine Eltern sind meine größten Fans, sammeln jeden Schnipsel aus Zeitungen und Magazinen, die etwas mit meiner Arbeit hat und haben somit das beste Archiv meiner Arbeiten.
Arbeitest du von zuhause aus oder hast du ein Atelier bzw. Büro?
Momentan arbeite ich von zu Hause, da ich nicht viel brauche: einen Computer, einen Scanner, einen Drucker, ein paar Stifte – das wars. Für mich ist es das optimale Setting, da ich auch sehr kurzfristige Aufträge unkompliziert umsetzen kann und keine unnötigen Wege habe. Langfristig wünsche ich mir ein Studio, da wir mit jungwiealt wachsen und ein wenig mehr Platz benötigen als zur Zeit.
Warst du immer selbstständig in diesem Bereich oder auch angestellt tätig?
Ich war bisher ausschließlich selbstständig tätig und ich denke, dies wird sich nicht so schnell ändern. Festanstellungen in diesem Bereich sind sehr selten, insbesondere wenn man in einem speziellen Stil arbeitet. Ich habe jedoch viele Kunden, mit denen ich seit Jahren regelmäßig zusammen arbeite.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben und wie hat sich dieser im Laufe der Zeit entwickelt?
Mein Stil zeichnet sich durch grafisch vereinfachte und abstrakte Formen, eine reduzierte Farbpalette und einen Hang zum Abstrakten aus. Ursprünglich komme ich vom Siebdruck, wo ich mir angeeignet habe mit nur wenigen Farben auszukommen. Diese Einschränkung regt meine Kreativität an und kann meinen Ideen freien Lauf lassen.
Arbeitest du rein digital oder verwendest du auch analoge Elemente in deinen Illustrationen?
Wie eben erwähnt habe ich früher viel Siebdruck gemacht. Ich habe während meines Studiums die Werkstatt (außerhalb der regulären Kurse) betreut und konnte mich in der Technik austoben. Nach dem Studium habe ich nach einem Weg gesucht, die Art ins Digitale zu übersetzen, da ich unabhängig von einer Werkstatt sein wollte. Außerdem eignet sich Siebdruck nicht für das schnelle Editorial Business. Ich habe einige Zeit experimentiert und habe nach einer Weile eine Mischtechnik aus analogen und digitalen Elementen gefunden. Diese Technik ermöglicht es mir flexibel auf Änderungswünsche von Kunden einzugehen und dennoch das Handgemachte nicht zu kurz kommen lassen.
Was würdest du Quereinsteigern in einem so kreativen Beruf wie der Illustration raten, um ein erfolgreiches Standbein aufzubauen?
Fleißig und geduldig zu sein. Keep yourself busy pflege ich immer zu sagen. Auch ohne Auftrag kann man illustrieren, skizzieren und neue Sachen ausprobieren. So kann man trotzdem seine Expertise aufbauen, auch wenn man noch keine Kunden hat. Wenn ich zwischen den Aufträgen etwas Zeit habe, probiere ich gerne etwas Neues aus. Bewährt es sich, kann ich es für das nächste (kommerzielle) Projekt einsetzen. Das kommt der Arbeit mit Kunden zugute, da man schneller ans Ergebnis kommt und gleichzeitig verschiedene Sachen anbieten kann.
Wie und auf welchen Wegen findest du neue Kunden? Wie hast du frisch aus dem Studium kommend deine ersten Kunden akquiriert?
Momentan schätze ich mich sehr glücklich und die meisten Kunden kommen auf mich zu um ein gemeinsames Projekt umzusetzen. Anfangs habe ich kleinere Magazine (zB. Stadtmagazine usw) angeschrieben und für diese Illustrationen gemacht. So habe ich erste Erfahrungen mit Kunden sammeln können, ohne viel Druck zu haben. Ich habe auch während meines Studiums erste kleinere Aufträge erhalten.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?
Morgens bringe ich meine Tochter in die Kita und mache mir zuallererst einen großen Pott Kaffee. Währenddessen lese und beantworte ich Emails und mache mir einen Plan, was in welcher Dringlichkeit erledigt werden muss. Entweder beende ich begonnene Projekte oder starte direkt mit einem Neuen. Da ich meistens mit mehreren Kunden gleichzeitig an verschiedenen Sachen arbeite, muss ich meine Zeit gut einteilen, meine Aufgaben koordinieren um Deadlines einzuhalten.
Empfindest du deine Arbeit als erfüllend? Was macht für dich eine erfüllende Tätigkeit aus?
Ich liebe meine Arbeit! Ich weiß es sehr wertzuschätzen, von etwas Leben zu können, was ich absolut gerne mache. Die Arbeit als Illustratorin ist abwechslungsreich, frei und manchmal auch sehr anspruchsvoll. Es ist spannend, mit wechselnden Auftraggebern zu arbeiten und es bereitet mir viel Freude, schöne Lösungen für die Aufgabenstellungen zu finden.
Hast du einen Plan B? Was würdest du machen, wenn du irgendwann nicht mehr illustrieren möchtest oder die Nachfrage sinkt?
Mit unserem Papeterielabel jungwiealt baue ich mir nach und nach ein zweites Standbein auf, um mich von der schwankenden Nachfrage unabhängig zu machen. Es macht totalen Spaß, seine Illustrationen auf verschiedenen Produkten zu sehen und es ist ebenfalls toll, seinen „Fans“ etwas physisches anbieten zu können. Würde alles den Bach runter gehen wäre ich sicherlich flexibel und würde spontan etwas Anderes machen. Für große Pläne bin ich eher nicht der Typ, es kommt wie es kommt!
Was würdest du tun, wenn du genug Geld zum Leben hättest und nicht mehr arbeiten müsstest?
Weiterhin als Illustratorin arbeiten. Wahrscheinlich würde ich mehr kommerzielle Projekte absagen, um freie Arbeiten umzusetzen, aber an der Tätigkeit an sich würde sich nichts ändern. Eventuell würde ich auch ein Ladenatelier eröffnen und tolle Produkte von Kolleginnen zum Verkauf mit aufnehmen.
Wenn du 3 Wünsche frei hättest, welche wären das?
Bezogen auf den Beruf: ein großes Atelier mit tollem Licht, nette Auftraggeber, die ihre Projekte rechtzeitig planen ;) & genug Aufträge für alle Illustratoren auf der Welt
Liebe Barbara, ganz herzlichen Dank für dieses inspirierende Interview und noch ganz viel Erfolg weiterhin mit deiner wunderbaren Tätigkeit!
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