Bootstrapping ist der für mich spannendste Ansatz der Gründungsfinanzierung, mit dem ich bereits selbst erfolgreich zwei Firmen gestartet habe. Bei der Finanzierung aus Eigenkapital (und das können auch nur wenige hundert Euro sein) bewahrst du dir maximale Unabhängigkeit und Flexibilität. Du verschuldest dich nicht und musst dein unternehmerisches Tun und deine Einkommensentwicklung vor niemandem als dir selbst rechtfertigen.
Bevor ich von meinen eigenen Erfahrungen berichte, möchte ich dir noch einmal kurz einen Überblick über das Bootstrapping-Prinzip geben. Das Gründen ohne Fremdkapital wird auch „Bootstrapping“ genannt und eignet sich sowohl für Kleinunternehmen und Freiberufler als auch Start-Ups.
Der Bootstrapping-Ansatz basiert darauf, dass du zunächst mit einer abgespeckten Variante deines Produktes bzw. deiner Dienstleistung startest und diese erstmal am Markt testest. Ziel ist es, so schnell wie möglich mit diesem Produkt die ersten Einnahmen zu erzielen, um den weiteren Aufbau des Unternehmens finanzieren zu können. Ein weiterer wichtiger Gedanke ist, nicht zuviel Zeit mit Vorbereitungen, Plänen und Grübeleien zu verbringen, sondern einfach loszulegen und im Verlauf Anpassungen vorzunehmen. Dazu ist es notwendig, sparsam zu haushalten. Das bedeutet: Homeoffice, Café oder Coworking-Space anstatt eines Büros, benötigte Software mieten statt kaufen, keine Mitarbeiter einstellen, Geschäftsausstattung (wenn überhaupt benötigt) gebraucht kaufen und sich nicht lange an detaillierten Vorbereitungen (das perfekte Logo, die perfekte Webseite, der perfekte Shop, …) aufhalten.
Es geht am Anfang nicht um Perfektionismus sondern darum, die Idee erstmal auszutesten. Was ist nötig, um die ersten Umsätze zu erzielen? Dann beginne damit! Sobald das erste Geld reinkommt, kannst du dich nach und nach um ein professionelles Design, Produktverbesserungen, neue Marketingkanäle und den generellen Aufbau deines Unternehmens kümmern. Ein detaillierter Businessplan ist hierbei nicht vonnöten, sondern es reicht ein Aktionsplan aus, der klare Ziele und Aufgaben für die Kernbereiche des Unternehmens beinhaltet und immer wieder an die Anforderungen angepasst wird.
Wie ich zwei Unternehmen ohne Fremdkapital gegründet habe
Meine erste Firma, eine Webdesign-Agentur, startete ich direkt nach der Kündigung meines Jobs. Da ich durch die eigene Kündigung eine Arbeitslosengeld-Sperre hatte, musste schnell Geld reinkommen. Dieser Druck war sehr hilfreich und trieb mich an – ich kam dadurch gar nicht auf die Idee, Monate in ein Konzept oder die perfekte Geschäftsausstattung zu stecken. Ich startete einfach sofort.
Mit der zweiten Firma, meinem Schnittmuster-Label und Nähblog verhielt es sich genauso. Mit dem Verkauf der ersten Firma hatte ich etwas Eigenkapital zur Verfügung, womit ich die zweite Firma finanzierte bzw. die erste Zeit ohne jegliche Einnahmen überbrückte.
Schritt 1: Welche Dienstleistungen bzw. Produkte kann ich verkaufen?
Zuerst machte ich mir Gedanken darüber, welche Leistungen ich anbieten kann und möchte. Selbststudium hatte ich mir schon einiges beigebracht – hauptsächlich Web- und Grafikdesign. Dazu kamen die Erfahrungen aus der Festanstellung – hier hatte ich hauptsächlich mit Newslettern (Emailmarketing) und HTML/CSS zu tun. Ich machte mich also als freiberufliche Webdesignerin selbstständig.
Schritt 2: Anmeldung und Geschäftsausstattung
Ich meldete meine geplante Tätigkeit beim Finanzamt an und bekam daraufhin meine Steuernummer zugeteilt. Für die Ausübung meiner täglichen Arbeit als Webdesignerin brauchte ich nur einen Schreibtisch, einen Computer und die entsprechende Software. Einen Computer hatte ich bereits, Software zum Schreiben von HTML&CSS Code gibt es gratis. Blieb nur noch das Grafikprogramm. Hierfür nutzte ich zu Beginn meine Studentenversion von Photoshop weiter, die ich dann mit den ersten Einnahmen in eine richtige Version umwandelte. Werbemittel und Geschäftsdrucksachen hatte ich zu Beginn nicht. Eine einfache Rechnungsvorlage erstellte ich mir in Word. Dadurch entstanden mir keinerlei Startkosten.
Schritt 3: Marketing
Um mein Leistungsangebot bekannt zu machen, erstellte ich mir eine einfache Webseite in HTML & CSS. Auf der Seite listete ich mein Angebot auf, schrieb ein wenig über mich und meine Qualifikationen und zeigte ein paar Arbeitsproben aus der Festanstellung. Später tauschte ich diese dann durch die ersten Kundenprojekte aus. Außerdem meldete ich mich bei so vielen Freelancer-Portalen wie möglich an und erstellte mir dort ein Profil (z. B. Das Auge, XING, freelance.de). Ich suchte mir über Google alle Webdesign-Agenturen in der Stadt heraus und stellte mich als verfügbare Freelancerin vor. Erste Aufträge bekam ich zunächst durch Empfehlungen meiner ehemaligen Kollegen aus dem Job.
Schritt 4: Erste Kundenaufträge
Da ich gute Kontakte aus der Festanstellung mitbrachte und diese mich gern weiterempfohlen haben, hatte ich schon schnell erste Aufträge. Ich gab stets mein Bestes und lieferte professionelle Ergebnisse ab. Die Kunden waren zufrieden und empfahlen mich ebenfalls weiter oder buchten mich für weitere Aufträge. Einige Anfragen erhielt ich auch über die Freelancing-Plattformen und meine Initiativbewerbungen bei Agenturen. Kundenmeetings fanden entweder direkt beim Kunden (bzw. in der Agentur) oder in Cafés statt. Ich brauchte also kein Büro.
Schritt 5: Schrittweiser Ausbau des Unternehmens
Mit den ersten Einnahmen wuchsen auch meine Möglichkeiten der Geschäftsausstattung. Ich ließ Visitenkarten drucken und kaufte mir mein Grafikprogramm. Außerdem beschäftigte ich mich intensiv mit der eigenen Weiterbildung. Ich lernte den Umgang mit WordPress, um professionellere und flexiblere Webprojekte umsetzen zu können. Ich verbesserte meine Programmier-Skills, informierte mich über gutes Webdesign, das Freelancer sein, Marketing, den Umgang mit Kunden und vieles mehr.
Glücklicherweise lief mein Geschäft sehr gut. Meine Kunden waren sehr zufrieden und ich bekam immer mehr Aufträge, teilweise sogar von großen Firmen. Mit dem Wachstum meines Unternehmens und der steigenden Professionalisierung wurde eine neue Webseite nötig. Ich wollte einen überzeugenden Webauftritt, um neue Großkunden anzulocken und meine bisherigen Arbeitsproben toll in Szene zu setzen. Außerdem entschied ich mich, als kleine Webdesign-Agentur aufzutreten, nicht mehr nur als Einzelperson. Dafür schloss ich mich mit einigen Freelancern aus ganz Deutschland zusammen, die ich projektbezogen dazubuchte. Alle arbeiteten von ihrem jeweiligen Standort von zuhause aus – wir kommunizierten über Skype oder Email und konnten durch die Bündelung gemeinsamer Kompetenzen auch größere Webprojekte bewältigen.
Von da an ging es steil bergauf. Es kamen immer größere Kunden auf uns zu, wir hatten gut zu tun. Nach und nach begann ich, mich auf eine bestimmte Zielgruppe zu fokussieren – nämlich die, mit der ich mich am meisten identifizieren konnte. So setzte ich dann hauptsächlich Blogs und Webseiten für kleinere Start-Ups und kreative Projekte um.
Meine zweite Firma
Während der Elternzeit stellte ich fest, dass ich von der Arbeit als Webdesignerin ziemlich ausgelaugt war. So wirklich beflügelte mich die Tätigkeit nicht mehr. Das lag hauptsächlich daran, dass ich lieber für mich selbst als für andere arbeiten wollte. Eigene Projekte konzipieren und umsetzen, das war mein Traum. Meine Webdesign-Agentur führte ich erstmal noch weiter, während ich die zweite Firma aufbaute. Denn als frischgebackene Mama wollte ich das finanzielle Risiko möglichst klein halten. Ich setzte bis zum endgültigen Schlussstrich noch einige Webprojekte um und sparte mir einen finanziellen Puffer zusammen. Nach einigen Monaten entschied ich mich, die Firma zu verkaufen – was mir nochmal einen kleinen vierstelligen Betrag einbrachte und einige Wochen über Wasser hielt.
In meinem neuen Unternehmen wollte ich etwas „mit den eigenen Händen“ erschaffen und im Kreativbereich tätig werden. Außerdem war es schon immer mein Traum gewesen, einen eigenen erfolgreichen Blog zu schreiben. Jahrelang hatte ich Blogs für Kunden aufgesetzt – nun war ich mal an der Reihe! Also programmierte ich mir einen Blog und schrieb über meine ersten kreativen Projekte. Womit ich nun genau Geld verdienen wollte, war mir am Anfang noch nicht klar. Ich fing mit dem Nähen an und kam auf die Idee, Selbstgenähtes bei DaWanda zu verkaufen.
Eine große Investition war für meine benötigte Geschäftsausstattung nicht notwendig. Ich wählte die günstigste Nähmaschine vom Discounter, verwendete vorhandene Garne und Stoffe aus dem Familien- und Freundeskreis, sowie einige neue Stoffe die ich günstig im Internet erstand. Alles in allem gab ich für den Start etwa 200 Euro aus.
So richtete ich mir einen DaWanda-Shop ein und nähte wie verrückt kleine Babyschühchen, Lätzchen, Stoffbeutel und andere kleine Dinge. Zwar verkaufte ich etwas, aber viel zu wenig um auch nur annähernd meinen Lebensunterhalt damit zu finanzieren. Also musste ich etwas ändern. Ich las haufenweise Blogs, Foren und Bücher zum Verkaufen von Handarbeit, Optimieren meines Shops, zum Bloggen und Geldverdienen im Internet. Zeitgleich stellte ich fest, dass die Nähanleitungen auf meinem Kreativblog sehr gut ankamen. Über Facebook bekam ich mit, dass auch andere Leute Nähanleitungen erstellten und zusammen mit eigenen Schnittmustern verkauften. Also ließ ich es drauf ankommen und versuchte mein Glück: Ich verkaufte nun nicht mehr die genähten Babyschuhe, sondern die Anleitung, wie man sie herstellt. Und das war er, der Startschuss für mein Schnittmuster-Label. Es ging relativ schnell bergauf und schon nach einem halben Jahr bekam ich einen Buchvertrag für ein Nähbuch angeboten. Auch in meinen Blog investierte ich sehr viel Zeit. Ich schrieb teilweise bis zu drei Beiträge pro Woche, vernetzte mich mit anderen Bloggern und begann mit Bannerschaltungen und Kooperationen. Zwar fuhr ich viele Monate finanziell am unteren Level, aber nach zwei Jahren konnte ich schließlich von meiner zweiten Firma leben – und zwar bis heute.
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